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Frau sein ist gefährlich

Anika Brunner, 25.11.2019

Für weibliche Personen jedes Alters weltweit stellt sie eines der grössten Gesundheitsrisiken dar. Laut der WHO ist sie sogar die häufigste Todesursache von Frauen* zwischen 16 und 44 Jahren und rangiert damit vor Krebserkrankungen oder Verkehrsunfällen.

Die Sprache ist von Gewalt. Präziser: Gewalt an Frauen*.

Vielleicht im Ausland, aber sicherlich nicht bei uns, in der so fortschrittlichen Schweiz! - Das wird sich wohl nun so manche*r sagen..


Er habe sie an den Haaren quer durch das Zimmer gezogen, um dann ihren Kopf immer wieder gegen die Wand zu schlagen. Er dürfe nicht wissen wo sie sei & wir dürfen niemandem Auskunft geben. Das war die Geschichte der ersten Patientin, die aufgrund häuslicher Gewalt hospitalisiert wurde, die ich betreute. Das liegt nun etwa knapp 3 Jahre zurück und weitere ähnliche Geschichten folgten.

Alle zwei Wochen wird in der Schweiz ein Mensch ermordet in Folge von häuslicher Gewalt.  In den Medien ist die Sprache von einzelnen Familiendramen. Erst mit Blick auf die Statistik zeigt sich ein gewisses Muster. Im häuslichen Bereich bilden weibliche Opfer mit 70% die Mehrheit. Bei den tatverdächtigen Personen sind es mit gut 75% mehrheitlich Männer.

Zudem erschien dieses Jahr eine Studie von Amnesty International, die aufzeigt: Mindestens jede fünfte Frau* ab 16 Jahren hat in der Schweiz einen sexuellen Übergriff erlebt, mehr als jede zehnte Frau* erlitt Geschlechtsverkehr gegen ihren Willen.

In den letzten Jahrhunderten haben die Verfechter*innen der Frauen*rechte immer wieder für Richtungsänderungen in der Politik gekämpft, um die geschlechtsspezifische Gewalt zu bekämpfen. Allen mutigen Vorkämpfer*innen vor uns müssen wir dankbar sein, für all das was sie erreicht haben. Beispielsweise das Vergewaltigung in der Ehe strafbar ist (in der Schweiz erst seit 2004 ein Offizialdelikt). Doch die Zahlen und Daten belegen - es gibt noch viel zu tun und zwar weltweit!

Oxfam nennt Gewalt gegen Frauen* eine versteckte globale Epidemie, die weder geographische noch kulturelle Grenzen kennt. Und genau deshalb ist die Frauen*rechtsbewegung des 21. Jahrhundert international und intersektional.

Heute ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen* und damit beginnt die Kampagne „16 Days of Activism Against Gender Violence“, die bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte andauert. Damit soll deutlich gemacht werden, dass Gewalt gegen Frauen* auch immer eine Menschenrechtsverletzung ist. Seit 1991 wird in über 187 Ländern die internationale Kampagne unterstützt, auch die Schweiz ist Teil davon. Das Ziel der Kampagne ist, für Gewalt gegen Frauen* zu sensibilisieren, auch weniger sichtbare Diskriminierungen von Frauen* zu thematisieren, Beratungsangebote bekannter zu machen und gewaltfreie Wege aufzuzeigen.

Mehr zum Programm auf: http://www.16tage.ch/

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