Andreas Lustenberger, 13.01.2014
Seit rund 15 Jahren ist er wieder in der Schweiz zu Hause, der Wolf. Er ist nicht eingewandert, sondern wieder zurück gekommen. Doch so einiges hat sich verändert in seiner alten Heimat. Wo früher grosse Wälder waren, stehen jetzt Häuser oder es durchqueren Strassen die weiten Ebenen. Das passt dem Wolf nicht, er besiedelt nur die noch vorhandenen abgelegenen Orte. Und er hat Glück, dank der Raumplanungsrevision wird die Zersiedelung gestoppt und seine Heimat bleibt erhalten. Der Wolf ist ein Beutetier, er jagt Wild, das in der Schweiz im Überschuss vorhanden ist, denn jedes Jahr erreichen die Jägerinnen und Jäger die von den kantonalen Ämtern festgelegte Abschussquote nicht.
Der Wolf trifft in den Alpen aber immer auch wieder auf unbewachte Herden von Schafen. Ein gefundenes Fressen, denn die Schafe sind nicht mehr behirtet wie sie das noch früher waren. Zudem kennen sie ihn auch nicht und rennen gar nicht davon. Der Wolf stellt natürlich keine Fragen, trotzdem ist er über diese unbewachten Herden verwundert. Wenn er wüsste, dass jedoch die von ihm gerissenen Schafe nur gerade mal 7% von den jährlich verendenden Schafen ausmacht, wäre er wieder beruhigt. Im Jahr 2011 sind während der Sömmerung (Alpzeit) beispielsweise 4200 Schafe gestorben, davon wurden 265 von Raubtieren gerissen. Die Restlichen sind krankheitshalber elend verreckt weil sie nicht betreut wurden, sind abgestürzt, kamen bei einem Unwetter oder einem anderen Naturphänomen ums Leben oder wurden von plötzlichen Wintereinbrüchen überrascht. Zweidrittel aller Schafe werden während des Alpsommers nicht oder nur teilweise betreut. Die Schafhaltung wurde für viele zu einem Hobby oder allenfalls noch zu einem kleinen Nebenerwerb. Der Aufwand muss da aber möglicht gering sein, mit Tierliebe hat das nichts zu tun. Alle, für welche die Schafe den Haupterwerb bedeuten, betreuen ihre Schafe sowohl im Winter wie auch im Sommer.
Mit der Rückkehr des Wolfes kann man seine Schafe über den Sommer nicht einfach mehr irgendwo parkieren, sondern sie müssen aktiv betreut werden, wie es sich für ein Nutztier gehört. Der Bund subventioniert dazu auch die Ausbildung und Haltung von Herdenschutzhunden und sollte man doch Verluste durch ein Raubtier erleiden, werden die Kosten für den Verlust ersetzt. Wir Menschen sind nur eines von vielen Lebewesen, die auf der Erde leben können. Eine Koexistenz mit dem Wolf, aber auch mit anderen Raubtieren ist absolut möglich und alles wäre bereit zu diesem Schritt. Sind auch wir es?
![]() | Andreas Lustenberger Kantonsrat Zug |
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Schon immer politisch interessiert, seit längerem politisch aktiv. Von 2012 - Januar 2016 Co-Präsident der Jungen Grünen Schweiz und seit Herbst 2013 Mitglied im Zuger Kantonsrat. Mit dem Hintergrund einer abgeschlossenen Berufslehre (KV), der 2-jährigen Arbeit für eine NGO im Entwicklungs- u...
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