Irina Studhalter, 21.02.2013
Im gestrigen 'Blick am Abend' durften wir von den neusten Kapriolen der Abtreibungsgegner lesen. Es soll eine Initiative zum totalen Verbot von Abtreibungen lanciert werden. Frauen, vor allem junge Frauen, seien wütend. Das trifft es wohl ziemlich gut.
Vor etwas mehr als zehn Jahren wurde Abtreibung bis zur 12. Schwangerschaftswoche mit einer grossen Zustimmung im Volk erlaubt. Das ist ein wichtiger Schritt für eine moderne Gesellschaft. Aus Ländern, in denen Abtreibung verboten ist, hören wir Gräuelgeschichten von heimlichen Abtreibungen im Hinterhof mit einem verbogenen Kleiderbügel. Abtreibungen gibt es in allen Gesellschaften, stoppen kann man sie nicht.
Ich distanziere mich von der Aussage, Abtreibungen seien gut. Das ist nicht der Fall. Sie können aber das kleinere Übel sein und für die Frau die bessere Lösung. Es kann mehr Sinn machen, eine Schwangerschaft abzubrechen, als das Kind unter tristen Umständen aufzuziehen. Schliesslich ist es extrem wichtig, dass die Chance besteht. Frauen sollen selber entscheiden können, weder das Gesetz noch das Geld darf ihnen diese Entscheidung abnehmen.
Ich glaube nicht, dass ein Entscheid für Abtreibung leicht gefällt wird. Viele Frauen tragen psychischen Schaden davon oder werden unfruchtbar. Das zeigt, dass man einen Schwangerschaftsabbruch nicht auf die leichte Schulter nehmen darf. Mit einem Verbot löst man die Probleme jedoch nicht! Sie verlagern sich: Abtreibungen werden im Ausland vorgenommen oder Kinder werden geboren, die keine Aussicht auf ein kindergerechtes Umfeld und eine geborgene Familiensituation haben. Das wiederum kann unsere Sozialwerke belasten, wenn Mütter ihren Kindern keine Lebensgrundlage ermöglichen können.
Es dreht mir fast den Magen um, wenn die Initianten aufgezählt werden. Ältere Herren, die uns Frauen erklären wollen, dass Abtreibung schlecht ist und ungeborene Kinder ausgetragen werden sollen. Ich hoffe, auch das Volk sieht, dass das unglaublich paradox und ekelhaft ist.
Was nicht vergessen gehen darf: Betroffene Frauen sind nicht einfach nur verantwortungslose junge Frauen, die die Pille vergessen oder aufs Kondom verzichtet haben. Nach einer Vergewaltigung schwanger zu werden und das Kind vom verhassten Täter austragen zu müssen, stelle ich mir unglaublich schrecklich vor.
Das Recht auf Abtreibung wurde durch eine Abstimmung verankert und das ist gut so. Daran zu rütteln ist sinnlos, weil das Volk sich klar ausgesprochen hat. Es ist eine Frechheit allen Frauen gegenüber. Jede soll die Option eines Schwangerschaftsabbruch haben und selber entscheiden können. Professionelle Begleitung ist dabei sehr wichtig. Aber niemand ausser der Frau selbst soll die Entscheidung treffen.
![]() | Irina Studhalter Politikwissenschaft BA, Campaignerin |
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Irina Studhalter, geb. 1993, studierte Politikwissenschaft, arbeitet heute in politischen Kampagnen. Schon als kleiner Spross gab sie bei der Kinderlobby Schweiz und als Lobbyistin für die Jugend im Bundeshaus ihren Senf dazu. Seit 2012 tut sie das auch als Feministin und Strategin bei den Jungen G...
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