Die Initiative für längere Ladenöffnungszeiten sieht eine Verlängerung der Ladenöffnungszeiten um eine Stunde vor. Die Verkaufslokale dürften demnach von Montag bis Freitag bis 20 Uhr und am Samstag bis 18 Uhr geöffnet sein. Wir erachten die Initiative als unnötig und schädlich für die Angestellten und das lokale Gewerbe!
Nein zur Benachteiligung von Frauen
Im Dienstleistungssektor arbeiten überproportional viele Frauen. Sie sind aufgrund der Dreifachbelastung von Familien-, Care- und Erwerbsarbeit besonders für gesundheitliche Langzeitschäden gefährdet.[1] Eine Ausweitung der Arbeitszeiten führt zu unregelmässigen Arbeitszeiten und erhöht somit das gesundheitliche Risiko der Arbeiterinnen, was sich negativ auf ihre Kinder auswirken würde. Zudem erschweren die zerstückelten Arbeitszeiten die Sicherstellung der Kinderbetreuung massiv.
Kein Mehrwert für Konsumentinnen und Konsumenten
Die Initianten argumentieren, dass ihre Initiative den geänderten gesellschaftlichen Bedürfnissen Rechnung tragen würde. Die Entwicklungen im Detailhandel und die Erfahrungen, die mit den Ausweitungen der Öffnungszeiten in den vergangenen Jahren gesammelt wurden, zeigen jedoch ein ganz anderes Bild: Seit anfangs 1990er-Jahre ist die Anzahl Stellen im Detailhandel gesunken – obwohl die Ladenöffnungszeiten an vielen Orten sukzessive verlängert wurden!
Denn längere Öffnungszeiten führen nicht zu mehr Konsum. Der Konsument braucht nicht auf einmal zwei statt einen Liter Milch, nur weil er die Milch auch in der Nacht kaufen kann. Für dringende Einkaufsbedürfnisse in der Nacht bieten bereits heute die Geschäfte am Bahnhof und Tankstellenshops Alternativen. Der Rückgang im Detailhandel hängt nicht mit zu kurzen Ladenöffnungszeiten, sondern mit dem Aufkommen des Onlinehandels zusammen.
Für eine Stärkung lokaler Betriebe
Der standortabhängige Detailhandel wird aufgrund des Online-Shoppings wohl immer mehr Marktanteile verlieren, ob mit oder ohne längere Öffnungszeiten. Gerade in der aktuellen Krise soll das lokale Gewerbe nicht mit neuen Experimenten gefährdet werden.
Ein bewährtes Mittel zur Stärkung des Detailhandels besteht in der Erhöhung der Kaufkraft. Lohn- und Rentenerhöhungen und Senkungen der Krankenkassenprämien und Wohnungsmieten würden die Konsumausgaben stärker steigen lassen als die Verlagerung der Kundschaft auf verschiedene Zeitfenster.
Nein zu längeren Ladenöffnungszeiten (oeffnungszeiten-nein.ch)
[1]Vgl. dazu grundlegend die SECO-Studie: Stress bei Schweizer Erwerbstätigen - Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen, Personenmerkmalen, Befinden und Gesundheit, Bern 2010; dazu die Daten aus der sechsten Europäischen Erhebung über die Arbeitsbedingungen, Bern 2010. Ferner den Job-Stress-Index https://gesundheitsfoerderung.ch/betriebliches-gesundheitsmanagement/studien-wirkung-bgm/job-stress.html(Stand: 08.01.2020). Vgl. dazu die SECO-Studie zum Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz in Schweizer Unternehmen: Erste Resultate, Bern 2016.